Mut zur Lücke

9 Mai
2013
Mut zur Lücke - Artikelbild

Ja, ich koche den Brei für Nelly selber. Aber soll ich ehrlich sein? Für uns Große gibt’s dafür meist nur einfache Sachen zum Futtern. Tiefkühlpizza, TK-Gemüse und dazu ab und zu mal ein 10-Minuten-Steak, Spinat mit Ei… Döner… da ich keine Super-Woman bin, muss ich einfach Abstriche machen. Mut zur Lücke, hat meine Mathe-Lehrerin immer gesagt!

Ich bin leider eher nicht so gute die Hausfrau. Ich bewundere wirklich alle Frauen, die Kinder und ihren Haushalt perfekt im Griff haben!!! Und vielleicht sogar noch arbeiten gehen. Ich kann das irgendwie nicht. Ich war schon immer der Typ, der lieber fünf Überstunden pro Woche macht und davon ein Putzfrau bezahlt. Oder mal einen Samstag arbeitet, um dann Sonntags schön essen zu gehen statt 3h in der Küche zu stehen.

Und jetzt, mit Baby… habe ich erst recht keine Zeit für ausgiebiges Putzen oder lange Kochsessions. Und wenn ich denn mal Zeit habe, dann sitze ich lieber vorm Rechner und arbeite an meinem Blog. Oder gehe mal in die Badewanne. Aber diese wertvollen Minuten mit dem Zusammengekratze von Barthaaren im Bad verbringen? Im Leben nicht. Zumal man das am nächsten Tag direkt wieder machen kann.

Deshalb bin ich ein großer Freund von Prioritäten. Je älter ich werde, desto mehr danke ich meiner ehemaligen Mathe- und Klassenlehrerin für ihrem immer wieder gepredigten Spruch „Mut zur Lücke!“. Brei für mein Baby selber machen? Auf jedenfall. Aber dann eben auch kein Problem damit haben, selber kein Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Gericht auf dem Teller vorzufinden.

Mut zur Lücke - Selbstegkochter Babybrei vs. Tiefkühlpizza

Die richtige Erleuchtung zu dem Thema kam mir übringens während meines Geburtsvorbereitunsgkurses. Weil ich es verpeilt hatte, mich früh genug anzumelden, haben wir einen 2-stündigen privaten Crashkurs bei einer Hebamme zuhause gemacht (absolut ausreichend für mich, ich konnte nach einer Einleitung eh nicht mehr hecheln als es ums Eingemachte ging).

Und als wir da so auf ihrem Teppich geatmet haben, konnte ich einen Blick unter ihre Couch werfen… und da dachte ich so, man, das sieht ja aus wie bei Frauentausch, wenn die bei den „bösen“ Familien immer unters Sofa filmen. Und da war ich auf einmal so erleichtert. Denn seit uns unsere Putzfrau zwei Monate vor meinem Entbindungstermin aus privaten Gründen verlassen musste, werden die von Nelly nicht erreichbaren und arbeitsplatzfernen Ecken der Wohnung schon ein klitzekleinwenig vernachlässtigt.

Und diese Hebamme, die hatte zwei Kinder zu versorgen, hat gearbeitet… und hatte dann eben keine Zeit oder Muße, ständig zu saugen und wenn, dann eben nicht in jedem schwer zugänglichen Winkel der Wohnung. Das war für sie ok so. Also auch keine Super-Woman. Aber bestimmt eine ganz tolle Mama, und ihren Job hat sie auch super gemacht.

Das hat mich ehrlich erleichtert und erleichtert mich noch heut, wenn ich mich mal wieder frage, wann dieser Dauer-Ausnahmezustand denn endlich aufhört. Hach ja. Wir brauchen dringend eine neue Putzfrau

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6 Kommentare

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  1. Cindy

    Deinen Mut zur Lücke find ich super. Es gibt da auch einen schönen Spruch:
    Wenn du dieses Haus betrittst
    Vieles nicht ganz sauber blitzt.
    Du merkt, dass es hier Kinder gibt,
    die man von ganzem Herzen liebt.
    Da gibt es spuren an den wänden
    von linken kleinen Händen
    Wir machen das ml später weg,
    jetzt spielen wir erst versteck.
    Spielzeug liegt an jedem Ort
    doch eines Tages ist es fort.
    Die Kinder sein uns kurz geliehen
    bis sie erwachsen von uns ziehen.
    Dann wird auch alles aufgeräumt
    dann läuft der Haushalt wie erträumt
    Jetzt freuen wir uns an den Kindern
    und lassen uns dabei nicht hindern.

    Find ich passend 🙂
    LG Cindy

  2. Leene

    Hallo!ich würde meinen das du damit bei vielen Arbeitstätigen Frauen ins Schwarze getroffen hast!auch ich musste ein wenig schmunzeln da es bei uns nicht anders ist!Aber gerade das macht einen so sympathisch!!nicht die perfekte Figur in einem nicht immer seinen Wünschen entsprechenden Leben sondern auch mal den Mut zur Lücke(wie du schon sagtest)!!und ich steh dazu!!dafür kommen ja andere Dinge zurück(ein Lächeln ein Knutscher ein ich hab sich lieb…)und das entschädigt dann doch die TK Kost oder die Wollmäuse in manch einer Ecke!Das ist gut so!!Liebe Grüße die Leene

  3. Cindy

    Was sich über das doofe tablet immer für blöde schreibfehler einschleichen…wer Fehler in dem Spruch findet darf sie behalten 🙂

  4. Dani

    Du glaubst gar nicht wie beruhigend es ist diesen Artikel zu lesen 😀 Mir geht es ganz genauso. Erst jetzt wo unser Kleiner keinen Brei mehr bekommt, landet auch auf unseren Tellern wieder frisches Gemüse. Wir haben uns manchmal zwei Wochen nur von Nudeln mit Soße aus dem Glas versorgt, weil ich keine Lust hatte Rezepte zu wälzen, dafür exta einkaufen zu gehen, dann am Herd zu stehen und am Ende vier schmutzige Töpfe zu haben.
    Meine Mutter schüttelt immer wieder den Kopf wenn ich ihr erzähle wie viel Aufwand es manchmal für mich ist an einem Tag einkaufen zu gehen, Essen zu kochen, das Kind zum Schlafen zu bringen, aufzuräumen und dann auch noch die nachmittägliche Bespaßung mit einem Lächeln im Gesicht zu überstehen. Entweder war ich einfach pflegeleichter, wurd am Ende doch öfter mal bei Oma abgesetzt oder das Erinnerungsvermögen meiner Mutter wurde etwas getrübt 😉

    Ich bin auf jeden Fall froh solche Geschichten zu lesen, denn manchmal verzweifel ich hier wirklich weil mir alles über den Kopf wächst. Vor allem wenn man nebenher noch einen Blog lebendig halten will.

    Aber wir schaffen das schon 🙂

  5. Juliane Artikelautor

    Hach Dani, das klingt gut, ich bin froh dass es anderen auch so geht 🙂 Wir essen übrigens Nudeln und Soße aus der Kühltheke, das geht NOCH schneller weil die Nudeln nur 3 Minuten ins heiße Wasser müssen 😉 Ich bin mal gespannt, wie stark ich zum Kochen komme wenn Nelly dann mit isst. Kanns mir noch nicht so recht vorstellen…

    Abschließend sage ich nur: Tschakka! 🙂 Du hast recht, wir schaffen das schon!

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